Gonyosoma boulengeri

Gonyosoma boulengeri 

Asiatische Langnasennatter 

 

 Eine traumhaft schöne Natternart aus Asien. Auch „Das letzte Einhorn“ genannt.

 

Wird auch noch unter Rhynchophis boulengeri geführt, dies hat sich jedoch  2014 geändert.

 

Haltung / Anspruch

Gonyosoma boulengeri ist eine recht unkomplizierte Art und daher durchaus für Anfänger geeignet, die sich im Vorfeld über die Haltungsbedingungen gut informiert haben.

Jungtiere sind jedoch, bis sie selbständig fressen, oft problematisch und müssen gestützt gefüttert oder auch gestopft werden, siehe den Abschnitt Aufzucht der Jungtiere.

 

Merke:

noch nicht selbständig fressende Tiere = Erfahrener Terrarianer

selbständig fressende Tiere = für Anfänger geeignet

 

Systematik

 

Gonyosoma boulengeri

Benannt nach dem Biologen George Albert Boulenger (1858–1937)

Familie : Nattern Colibrdae

Gattung : Gonyosoma

Natürliches Verbreitungsgebiet

Gonyosoma boulengeri ist in der Region nördliches Vietnam, südliches China verbreitet.

Sie bewohnt in erster Linie Sträucher und Bäume in subtropischen Wäldern von 300 bis ca. 2000m ü.M. . Luftfeuchte spielt also auch eine Rolle, wie auch eher gemäßigte Temperaturen bis 28°C ( direkt in dr Sonne über  32°C ).

Allgemeines

Gonyosoma boulengeri werden durchschnittlich ca. 120 -140cm in Ausnahmefällen bis 160cm Gesamtlänge groß.

Seit 2007 halte ich diese Art.

Gonyosoma boulengeri ist eine durchaus neugierige Art und meistens reagieren sie sofort, sobald man vor dem Terrarium steht oder die Scheibe öffnet ( z.B. zum Sprühen ).

Bissig sind meine Tiere nicht, aber verfressen. Dadurch ist beim Saubermachen, Sprühen usw. immer der Blick auch bei den Tieren. Die Gefahr besteht natürlich, dass sie doch mal, in der Hoffnung meine Finger könnten ein Beutetier sein, zubeißen .

Wenn die Tiere gestreßt sind oder gestreßt werden, reagieren sie natürlich mit entsprechendem Abwehrverhalten. Dies zeigt sich indem sie ihren Hals hinter dem Kopf S-Förmig anwinkeln. Durch diese Form ist es den Nattern möglich, nach vorne zu schnellen und zuzubeißen. So machen das übrigens die meisten Schlangenarten.

Ich füttere Gonyosoma boulengeri immer im Terrarium, um den Tieren den Streß des Herausnehmens zu ersparen. Ihre Länge und die gut strukturierte und bepflanzte Einrichtung machen es nämlich nicht einfach sie herauszunehmen. Sie wickeln ihren Schwanz um Äste und „halten“ sich fest. Bis man dieses Gewirr auseinander hat, ist die Natter so gestreßt, dass das füttern keinen Sinn mehr macht. Wichtig beim Füttern im Terrarium ist, die Tiere immer im Blick zu haben. So kann man verhindern, dass sich zwei Schlangen in das gleiche Futtertier verbeißen.

Gonyosoma boulengeri hält sich auch sehr gerne im Wasser auf. Oft liegen sie, z.B. während der Häutungsphase, tagelang im Wasserbecken. Das Wasserbecken wird aber auch gerne zum abkoten genutzt und ist dann natürlich unverzüglich zu reinigen und wieder frisch zu befüllen.

Für mich ist die Hauptfaszination an dieser Art die Optik. Gonyosoma boulengeri ist durch ihr sattes Grün, das auch mal mehr ins bläuliche gehen kann, und natürlich durch ihr „Horn“ an der Schnauze ein echter Hingucker. Die Nase ist übrigens nicht hart und fest sondern sehr biegsam. Besonders bei Jungtieren kann man oft beobachten wie sie sich an der Terrariumscheibe quasi „die Nase Platt drücken“. Es gibt auch Berichte, dass bei Tieren das „Horn“ abgebrochen bzw. abgerissen ist, weil sie z.B. damit in den Lüftlungslöchern der Lochbleche im Terrarium hängen geblieben ist. Für die Tiere ist dieser Schnauzenfortsatz nicht lebenswichtig bzw. es ist nicht bekannt ob er irgendeine Funktion hat. Um zu vermeiden, dass die Schönheit dieser Art nicht leidet, sollte man entsprechend kleine oder große Lüftungslöcher am Terrarium haben, damit eine solche Situation vermieden werden kann. 

Beim Kauf dieser Tiere ist vor allem darauf zu achten, dass man Nachzuchten kauft und keine Wildfänge. Die Nachzuchten sollten außerdem futterfest sein.

Terrarium 

Für die Haltung von Gonyosoma boulengeri benötigt man ein Hochterrarium. Die Maße sollten entsprechend der Größe der Schlangen angepasst sein. Ich halte eine Gruppe bestehend aus 3 Tieren  in einem Hochterrarium mit 120x140x60 ( breite x höhe x tiefe ).

Das Terrarium sollte mit vielen Ästen zum klettern und Pflanzen als Sichtschutz eingerichtet werden. Ich benutze Kunststoffpflanzen ( sind leicht zu reinigen ) und echte Pflanzen wie z.B Efeutute, Monstera welche sich gut im Terrarium ausbreiten und sehr robust sind. Außerdem sollte eine Wasserschale, die von den Tieren auch zum baden genutzt werden kann, vorhanden sein. 

Das Terrarium für Gonyosoma boulengeri ist dann gut eingerichtet ( Pflanzen, Äste ) wenn man davor steht und die Schlangen nicht sofort endecken kann. Oft sitzen sie in einem eigentlich gut sichtbaren Bereich, sind aber aufgrund ihre Grünfärbung perfekt in den Pflanzen getarnt.

Selten sind Gonyosoma boulengeri am Boden zu sehen, eigentlich nur wenn sie baden oder die Wetbox aufsuchen. In der Regel halten sie sich in der oberen Hälfte des Terrariums auf.

Ich biete meinen Gonyosoma boulengeri ( wie bei allen Nattern in meinem Bestand ) eine Wetbox an. Dafür benutze ich Plastikdosen ( meist Eisdosen ), schneide ein Loch in den Deckel, so dass die Natter durchpasst, und fülle dann feuchtes Sphangummoos ein. Das Moos bleibt in so einer Box lange feucht und schimmelt nicht. Die Wetbox nutzen die Nattern gerne während der Häutungsphase, aber auch zu Eiablage.

Beleuchtung / Klima

Beleuchtungstechnik 

Ich benutze LED Lampen für die Tagesbeleuchtung ca. 12 Stunden lang und einen Spotstrahler ( 50 Watt ) als Sonnenspot. Der Spotstrahler erzeugt einen Sonnenplatz für Nattern. Diesen suchen sie, sobald der Strahler morgens angeht, gerne auf um sich aufzuwärmen.  Im Terrarium sind dann im oberen Drittel ca. 28°C erreicht, während im unteren Teil die Temperatur ca. 24 °C beträgt.

Temperaturen 

Tagsüber 24-28°C. Unter dem Spotstrahler auch bis 32°C

Nachts sollten die Temperaturen etwas sinken, 18° C – 22°C ist kein Problem für die Tiere.

Im Terrarium sollten verschiedene Temperaturzonen vorhanden sein. Bei mir ist der Sonnenspot zum Beispiel auf der Seite im Terrarium, so können sie sich auch auf die andere Seite in eine kühlere Zone zurückziehen.

Luftfeuchtigkeit

60-90% . In den Sommermonaten sollte die Luftfeuchtigkeit mehr um die 70-80 % betragen, da es in ihrem natürlichen Vorkommen zu dieser Zeit auch vermehrt regnet. Von Herbst bis Frühling kann es auch etwas trockenere und kühlere Zeiträume, Stichwort Winterruhe, geben.

Für die  Luftfeuchte sollte mehrmals pro Woche gesprüht werden. Meine Tiere trinken dann auch meist die Tropfen von den Blättern.

Der Bodengrund sollte auch nie naß bzw. dauerhaft feucht sein. Ich besprühe immer die Pflanzen und die Einrichtung von oben ( wie wenn es regnet ) und feuchte den Bodengrund nie direkt an. Ausgenommen das Moos in der Wetbox.

Ernährung

Ich füttere allgemein nur tote Mäuse, also Frostfutter, in passender Größe.

Nachdem die Mäuse bei Zimmertemperatur aufgetaut sind, wird gefüttert.

Jungtiere werden alle 4-5 Tage gefüttert. Sobald sie selbständig Babymäuse fressen, wird dieser Intervall auf alle 6-7 Tage erweitert. Jungtiere die noch keine Babymäuse fressen, bekommen Mäuse, Rattenfüße, Babymausstückchen.

Oft verweigern Jungtiere zu Beginn das selbständige fressen. Ich füttere dann auch kleine Geckos z.B. Jungferngeckos, klingt zwar gemein, aber die kleinen Langnasen jagen und fressen die Geckos selbständig und werden so zum fressen angeregt.

Meine adulten Tiere von Gonyosoma boulengeri bekommen alle 7-14 Tage 1-2 Mäuse. Ich lege auch Fresspausen bei meinen adulten Tieren ein, d.h. sie bekommen auch mal 3 Wochen kein Futter. So kann eine Verfettung der Tiere vermieden werden.

Überwinterung

Meine Gonyosoma boulengeri überwintern getrennt in Boxen. Ca. 4 Wochen ( meist November ) vor der Winterruhe wird die Fütterung eingestellt ( damit der Darm sicher leer ist, um Infektionen zu vermeiden ) und die Temperatur im Terrarium schrittweise bis auf 12 bis 15°C heruntergefahren. Dies passiert durch Reduzierung der Beleuchtungszeit. Innerhalb der 4 Wochen wird die Zeit schrittweise um einige Stunden verkürzt bis die Beleuchtung ganz aus bleibt. Da alle meine Nattern eine Winterruhe machen, fahre ich die Temperatur im Schlangenkeller entsprechend runter.

Die Boxen sind ausgestattet mit Bodengrund ( Pinienrinde o.ä. ), einer Wasserschale und einem Tontopf oder ähnlichem, das als Versteck dient. Einmal wöchentlich wird eine Kontrolle durchgeführt und das Wasser erneuert.

Nach ca. 2 Monaten Winterruhe wird das ganze dann wie zu Beginn der Winterruhe angegangen. Langsam ( über ca. 4 Wochenan ) werden die Schlangen an wärmere Temperaturen gewöhnt, bis wieder die volle Beleuchtung und Temperatur im Terrarium besteht.

Es gibt auch Halter, die Gonyosoma boulengeri die Winterruhe bei Zimmertemperatur im Terrarium verbingen lassen und auch Zuchterfolge haben. Ich trenne meine Tiere während der Winterruhe, um den Paarungsanreiz danach zu erhöhen, aber auch um sie besser kontrollieren zu können. Dies ist in den Boxen deutlich einfacher, wie in einem eingerichteten Terrarium.

Ausserdem wird bei mir während der Winterruhe das Terrarium komplett ausgeräumt, gereinigt, Bodengrund erneuert, Kunstpflanzen gereinigt oder ggf. ersetzt und neu eingerichtet.

 

Verpaarung

Den Geschlechtsunterschied kann man bei Gonyosoma boulengeri optisch nicht so gut erkennen, man kann es erahnen da Männchen oft einen längeren Schwanz nach der Koalke haben wie die Weibchen, dies ist aber nicht immer zutreffend. Entweder man lässt die Tiere sondieren, (bitte nicht einfach ein Set zum sondieren kaufen und selber machen, dabei kann man die Schlange übelst verletzten !!! ) wenn man eine Geschlechtsbestimmung braucht oder mann „poppt“ Jungtiere. Die „popping“ Methode nutze ich, ist aber speziell bei Gonyosoma boulengeri aufgrund ihres dünnen Schwanzes nur für Erfahrene Terrarianer  zu empfehlen.

Im Internet findet man versch. Anleitungen und Videos zum „poppen“ von Schlangen.

Das beste ist aber, man lässt es sich von einem erfahrenen Züchter / Halter / Terrarianer / Tierarzt zeigen.

Die Paarung von Gonyosoma boulengeri findet meist nach der ersten Häutung nach der Winterruhe von März bis Mai statt. Die Verpaarung an sich dauert nach meinen Beobachtungen über mehrer Stunden. Das Paarungsverhalten über mehrere Tage oder gar Wochen.

Während der Paarungszeit verweigern die Männchen das Futter. Sie haben dann nur „das Eine“ im Sinn.

Nach erfolgreicher Verpaarung, folgt die Eiablage meist in der angebotenen Wetbox, was mir die Eientnahme sehr erleichtet. Wichtig beim Überführen der Eier in den Inkubator ist, dass die Eier nicht gedreht werden. Ich verwende Vermiculite als Brutsubstrat, das feucht aber nicht naß in einer Dose ist. Die Eier werden darin ca. zu 1/3 „vergraben“. Bei ca 27°C liegen sie nun ca. 60-68 Tage im Inkubator, bis die Jungschlangen schlüpfen.



Aufzucht der Jungtiere 

Beim Schlupf sind die Jungtiere meist ca. 20 cm lang und grau / braun gefärbt.

Eine faszinierende Begebenheit bei Gonyosoma boulengeri, ist die Umfärbung, die meist im Alter von ca. 6-12 Monaten anfängt. Die Tiere werden dann mit jeder Häutung etwas grüner, bis sie mit ca. 2-3 Jahren ein sattes, kräftiges Grün entwickelt haben.

Gonyosoma boulengeri sind als Jungtiere noch schwierig zu halten, da sie mit Mausstückchen meistens gestützt gefüttert werden müssen. Anfangs schiebt man das Futter ins Maul, was dann meist selbstständig gefressen wird. Nach einiger Zeit klappt dies immer besser und sie fressen die Stückchen von der Pinzette.

Es gibt aber auch Jungtiere, die gestopft werden müssen, da sie selbst kleine Stückchen nicht selbständig fressen. Anfangs stopfe ich mit Babymausstückchen, z.B. dem Kopf einer Babymaus, da ganze Babymäuse zu groß sind.

Ab einer gewissen Größe (wenn es gut läuft nach etwa 2 bis 3 Monaten), fressen die Jungschlangen dann Babymäuse. Es gibt aber auch hartnäckige Fälle, die ein halbes Jahr bis Jahr gestopft bzw. unterstützt werden müssen.

Es gibt auch Tipps im Internet zu finden, dass man lebende Fische ( z.B. Guppys ) in die Wasserschale macht und die kleinen Langnasen diese gierig fressen. Dies funktioniert ebenso wie das füttern kleiner lebender Echsen. Ich halte für solche Fälle auch Jungferngeckos. Diese werden mit großer Begeisterung von den kleinen Langnasennattern gejagd und gefressen.

Ich halte Jungtiere von Gonyosoma  boulengeri in Gruppen von 3-4 Tiere zusammen in einem Würfelterrarium 40x40x40 cm. Sobald das ein oder andere Tier selbständig frißt, wird es einzeln gehalten. So kann das Freßverhalten besser beobachtet werden.

Sobald Gonyosoma boulengeri selbständig fressen, sind sie gierige Fresser und bereiten keinerlei Probleme bei der Fütterung. Man muss eher aufpassen, dass man sie nicht überfüttert.

Literaturempfehlungen

Reptilia Nr 87 Ausgabe Februar / März 2011 Titelthema Krokodile Urzeittiere in Gefahr. Hier findet man einen schönen Bericht zu Gonyosomaboulengeri

Meines Wissens gibt es noch kein Buch, das sich dieser Art widmet. Falls doch, bin ich über jeden Tipp dankbar.

 

Zusammenfassung

 

Schutzstatus:

Keiner

Verbreitungsgebiet:

Nördliches Vietnam / SO Asien

 

 

Temperatur:

Tagsüber: 24-28°C, Sonnenspot bis 32°C

Nachts: 18-22°C

Beleuchtung:

Leuchtstoffröhren, Spotstrahler

 

 

Terrariengrösse:

100x120x60 oder größer

Durchschnittliche GL:

Adult Größe: 120 bis 160cm

 

Aktivität:

Tagaktiv, dämmerungsaktiv

Futter:

Mäuse in passender Größe, Vögel, Fisch, Echsen

 

 

 Lebenserwartung

 Über 15 Jahre

 

 

Gonyosoma boulengeri sind für mich absolute Traumschlangen. Durch ihre Nase und der grünen Färbung, sind sie ein echter Hingucker im Terrarium. Nicht umsonst habe ich ein Bild von dieser Art auf meinen Visitenkarten und meinem Börsenbanner ;-)

Dieser Haltungsbericht beruht auf meinen Erfahrungen in der Haltung von Gonyosoma boulengeri. Ausserdem fand in den letzten Jahren auch immer wieder ein Austausch mit weiteren Haltern / Züchtern dieser Art statt.